Manche nennen Matthias Pesch einen Lebensretter: Der schwer behinderte Mann trägt ein Stoma und hat vielen anderen Betroffenen Mut gemacht. Pesch engagiert sich in der Stoma-Selbsthilfegruppe des Kreises Viersen.
Bei der Tagung, die das Leben des alten Mannes verändern sollte, sprechen mehrere Dutzend Ärzte und Pfleger über Stomata. Die künstlichen Darm- und Harnausgänge sind für einige Menschen der einzige Weg, etwa nach einer Krebserkrankung weiterzuleben. Seit kurzem trägt der alte Mann selbst einen künstlichen Harnausgang und hat Probleme, die Beutel an seiner Bauchdecke zu befestigen, die den Urin auffangen sollen. Mitten im Vortrag eines Arztes löst sich der Beutel, Harn rinnt durch die Kleidung. "Er hat angefangen zu weinen", sagt Matthias Pesch, der an diesem Tag neben dem Mann sitzt. Die Männer gehen vor die Tür. Peschs Begleiter sagt: "Ich kann mir nur noch einen Strick nehmen und mich aufhängen."
Die Verzweiflung seines Bekannten kennt Pesch nur zu gut. Er ist Mitglied der Stoma-Selbsthilfegruppe des Kreises Viersen und trägt seit Jahrzehnten einen künstlichen Darmausgang. Er bekam ihn in Folge einer schweren Erkrankung: Mit 31 Jahren musste er plötzlich ständig auf die Toilette, hatte Blut im Stuhl. Er nahm ab, bis er nur noch 39 Kilogramm wog. Ärzte diagnostizierten Colitis ulcerosa, eine seltene und starke Entzündung des Darms. "Der Arzt sagte mir damals, ohne OP habe ich noch zwei Wochen zu leben", erinnert sich Pesch. Seine Tochter war damals gerade auf die Welt gekommen. Pesch hat Glück. Nur die Hälfte der Patienten überlebt damals die Operation. Aber seitdem trägt er ein Stoma. Mehrmals am Tag wechselt er die Platten, also die Beutel, in die die Flüssigkeit läuft. "Das Stoma war meine Rettung", sagt er – und empfindet es dennoch als schwere Behinderung. weiterlesen auf RP Online