Der Verdauungstrakt und die Aufnahme von Nährstoffen
Wir alle wissen wie wichtig die Ernährung für uns Menschen ist um gesund zu bleiben, zu werden bzw. je nach Erkrankung und Möglichkeiten den Staus Quo zu erhalten. Natürlich gibt es bei uns Stomaträgern vieles, was man berücksichtigen sollte und was das Einhalten der Empfehlungen von beispielsweise der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e.V. schwierig macht. Trotzdem denke ich, ist es wichtig sich das alles nochmal vor Augen zu führen, um dann bewusster die Ernährung mit einem Stoma gestallten zu können.
Was soll ich essen und wieviel?
Wir alle kennen sicher die Ernährungspyramide bzw. den Ernährungskreis wie ihn die Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V. empfiehlt. Das möchte ich in diesem Sinne auch nicht mehr wiederholen, doch Fakt ist, dass diese Hilfsmittel sehr abstrakt und nicht wirklich protokolierbar sind im täglichen Leben. Die Schönklinik in Bad Bramstedt, die sich auf die Behandlung von Essstörungen spezialisiert hat, nutzt dafür eine Notifikation mit Symbolen.
Dabei ist das Ziel, dass man pro Tag:
- 2–2,5 Liter Flüssigkeit trinkt
- 5 mal täglich Getreideprodukte, Kartoffeln oder Reis
- 3 mal täglich Gemüse
- 2 mal täglich Obst
- 3-4 mal täglich Milch und Milchprodukte
- 1-2 mal täglich Fleisch, Fisch, Ei
- 4 mal täglich Fette, Öle, Nüsse isst
Dazu 3 mal täglich zusätzliche Bewegung, z.B. mit kurzen Spaziergängen, 5 Minuten Gynmastik oder ähnlichen Aktivitäten.
Natürlich darf man auch Süßes essen/naschen, doch das sollte sich auf 1-2 mal täglich beschränken.
Es sieht nach ziemlich viel aus, doch der Grundsatz, die Mahlzeiten auf fünfmal täglich zu verteilen und gleichzeitig die Übersicht zu behalten über eine ausgewogene Mahlzeit dürfte deutlich sein.
Der Magen - Darm - Trakt
Um das Schema für für eine ausgewognen Ernährung für uns Stomaträger anzuwenden oder passend zu machen, sollten wir uns erst noch kurz Gedanken machen über den Verdauungstrakt wie er aufgebaut sein sollte. Hier eine kleine Illustration. Der Weg unserer Nahrung ist logisch und sicherlich wohlbekannt, darum nur die Feinheiten, die nicht so oft erwähnt werden:
Nach dem Magen kommt der Dünndarm, der sich unterteilt in das
- Duodenum (Zwölffingerdarm),
- Jejunum (Leerdarm)
- Ileum (Krummdarm)
Das Ileum hat eine Länge von ca. 3 mt. Am Blinddarm mündet das Ileum in das Colon (Dickdarm). Der Wurmfortsatz (Appendix) ist das kleine Anhängsel des Colons, das manchem etwas Probleme macht indem es sich entzündet.
Das Colon (Dickdarm) selbst unterteilt sich ebenfalls in verschieden Abschnitte:
- Colon ascendens (aufsteigende Dickdarm)
- Colon transversum (Querdickdarm)
- Colon descendens (Absteigender Dickdarm)
- Colon sigmoidum (S-förmiger Dickdarmteil)
- Rektum (Enddarm)
Das Rektum führt dann zum Anus. Im Analkanal regeln zwei Schließmuskel, dass es nicht zu spontanen Stuhlentleerungen kommt.
Das Colon selbst (ascendens, transversum und descendenz) ist ca. 1,5 mt lang. Das Colon sigmoidum hat eine Länge von ca. 40 cm, das Rektum ca. 15 cm.
Warum ist es nun wichtig diese Einzelheiten und die verschiedenen Längen des Darmes zu kennen. Die Antwort ist einfach, denn die Länge des Darmes steht in engem Zusammenhang mit der Aufnahme von Nährstoffen und Wasser. Sprich 100% Darm vorhanden, heißt 100% Aufnahmevermögen (vorausgesetzt alles funktioniert im Darm normal). Wird der Darm gekürzt, sinkt auch die Aufnahmekapazität.
Aufnahme Nährstoffe
In den Zwölffingerdarm mündet der Gallengang durch den die Gallensäure in den Nahrungsbrei kommt. Die Gallensäure ist wichtig für die Aufnahme der Fette und somit auch der fettlöslichen Nährstoffe wie zum Beispiel die Vitamine A, D und K. Die Gallenblase ist quasi das Auffanggefäß für die Galensäure, die dann nach Bedarf in den Nahrungsbrei abgegeben wird. Hatte jemand eine Gallensteinoperation, so wurde in der Regel die Gallenblase entfernt und die Gallensäure gelangt direkt und ununterbrochen in den Darm. Auch das ist wichtig zu wissen.
Nun zurück zur Aufnahme von Nährstoffen durch den Darm. Jeder Darmabschnitt hat seine eigene Aufgabe. Auch hierzu eine kleine Illustration:
Nun wird deutlich welche ganz besonderen Probleme Stomaträger bekommen können, die nicht nur damit zu tun haben, ob man ein Lebensmittel verträgt oder nicht, sondern ganz konkret mit dem Verlust der Aufnahmekapazität bestimmter Nährstoffe, wenn ein Teil des Darmes fehlt. Dasselbe trifft auch die Aufnahme von Vitamin B12 zu. Vitamin B12 ist eines der Vitamine die der Körper nicht selbst anmachen kann, es ist wichtig für den Schutz der Nervenzellen und die Blutbildung, zum Beispiel den Einbau von Eisen in die roten Blutkörperchen.
Auch wenn schon ein Teil des Wassers und der Elektrolyte im Dünndarm aus dem Nahrungsbrei aufgenommen wird, so wird der größte Teil erst im Dickdarms resorbiert. Eine Mangelernährung mit Elektrolyten kann viele Problem auslösen, angefangen von Problemen mit dem Herzen und den Muskeln sowie auf Dauer, zusammen mit dem Flüssigkeitsverlust, eine Schädigung der Nieren.
Fazit: je mehr Darm fehlt desto geringer ist die Aufnahmekapazität und desto mehr muss man darauf achten, dass der Körper nicht unterversorgt ist. Dabei kann man nicht generell sagen, wenn dieser Teil fehlt weiß ich sicher, dass mir bestimmte Nährstoffe fehlen. Der Darm ist ein Wunderwerk und so manches kann der Körper kompensieren, doch wieviel und was, kann man nie vorhersagen, das kann von Mensch zu Mensch verschieden sein. Um ein Beispiel zu nennen: Mir fehlt ein Drittel meines Dickdarms, doch was die Aufnahmekapazität des Dickdarms betrifft so fehlen mir 50%. Wichtig ist deshalb, egal welches Stoma man hat, eine regelmäßige Blutkontrolle auf Elektrolyte und Vitamine.
llustration: Celine van der Hoofd