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Über Inkontinenz reden...

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26.07.2016

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Harn- und Stuhlinkontinenz haben verschiedene Ursachen. Ärzte und Sanitätshäuser kümmern sich um die bestmögliche Versorgung der Patienten – und machen sich Sorgen über die Stille, die das Thema umgibt. Über Inkontinenz muss man reden, denn allein in Deutschland leiden Schätzungen zufolge zwischen sieben und zehn Millionen Menschen daran.

Enttabuisierung einer Volkskrankheit

Ende vergangenen Jahres hat Hollywood-Schauspielerin Kate Winslet (40) in einer britischen Talkshow einen Schritt gewagt, für den sie weltweit Bewunderung erntete. Ja, sie sei nach ihren Schwangerschaften inkontinent, erzählte die dreifache Mutter Talkmaster Richard Norton wie selbstverständlich. Diese Selbstverständlichkeit fehlt den meisten Menschen. Dass Inkontinenz nach wie vor ein Tabuthema ist, weiß Dr. Wolfgang Bühmann, Facharzt für Urologie und Pressesprecher des Berufsverbandes der Deutschen Urologen (BDU): „Dass es vielen Menschen peinlich ist, über das Symptom zu sprechen, ist ein gesellschaftliches Problem, das in der Kindheit eines jeden zu suchen ist.“

Das gesellschaftliche Verständnis für Inkontinenz zu stärken, hat sich der BDU zur Aufgabe gemacht. Vor einigen Jahren haben Prominente, wie Schauspielerin Hannelore Hoger und Chor-Legende Gotthilf, auf das Problem hingewiesen. „Gerade die Inkontinenz während einer Schwangerschaft ist meist nur vorübergehend“, sagt Bühmann. Denn die durch den Fötus bedingte Dehnung des Beckenbodens, der letztendlich auf die Blase drückt, geht in den meisten Fällen zurück. Die Rückbildungsgymnastik hilft dabei, den Beckenboden wieder in den „Normalzustand“ zu versetzen. Dass Frauen heute mehr mit dieser unangenehmen Begleiterscheinung zu kämpfen haben, liegt daran, dass immer mehr Frauen in höherem Alter Kinder bekommen. Ab dem Alter von 45 Jahren lässt die Gewebespannung naturbedingt nach.

Wenn die Psyche auf die Blase drückt

Abbildung: Inkontinenz-Expertin Christian Mayer

Längerfristiges oder sogar lebenslanges Anhalten von Inkontinenz kann viele Ursachen haben – Krankheiten, Operationen, aber auch psychosomatische Gründe. Alltägliche Situationen, wie etwa Angst vor Bewerbungsgesprächen, kann zu Harninkontinenz führen, da die Blase stark vom vegetativen Nervensystem beeinflusst wird. Neurologische Ursachen, wie Harn- oder Stuhlinkontinenz, liegen vor, wenn das Nervensystem verletzt wird, beispielsweise durch einen Unfall oder eine Operation, wie die Entfernung eines Tumors. Die Zusammenarbeit zwischen Gehirn und Nerven mit Beckenboden und Blasenmuskulatur oder Schließmuskel wird dadurch beeinträchtigt.

Begleiterscheinung nach Operationen

Auch Stuhlinkontinenz ist oft auf das Nachlassen der Gewebespannung zurückzuführen und kann vielfältige Gründe haben. Eine häufige Ursache ist, wie bei Harninkontinenz auch, im Alterungsprozess zu suchen. Aber auch schwere Operationen, wie das Entfernen von Krebs, können zur unkontrollierten Ausscheidung führen. Verletzungen im Bereich des Afters und Nervenschäden können ein weiterer Grund für Stuhlinkontinenz sein. Wenn die Ursache einen rein anatomischen Grund hat, kann ein operativer Eingriff Abhilfe schaffen.

Sanitätshäuser helfen praktisch

Wenn ein Patient entweder für einen kürzeren oder einen längeren Zeitraum mit Inkontinenz leben muss, helfen Sanitätshäuser, jede persönliche Situation optimal zu meistern. Durch eine Stoma-Versorgung wird trotz fehlender Kontrolle über Harn- oder Stuhl die Ausscheidung in die richtigen Wege geleitet. „Die Stoma-Versorgung beginnt bereits im Krankenhaus vor der Operation“, erklärt Christina Mayer, Geschäftsführerin des Sanitätshauses Schneider und Piecha in Offenbach. „Eine Pflegeexpertin oder ein Pflegeexperte des Sanitätshauses geht ins Krankenhaus, spricht mit dem Patienten und zeichnet an, wo das Stoma nach der Operation angelegt werden soll“, erklärt Mayer. Der Betroffene wird während des ganzen Klinikaufenthaltes betreut und auf die Produkte, die für ihn notwendig sind, eingestellt. „Die Betreuung geht weit über den Klinikzeitraum hinaus“, so Mayer. Ein wichtiger Bestandteil der Beratung sei es auch, den Patienten für den richtigen Umgang mit dem Stoma, vor allem im beruflichen Leben, vorzubereiten, damit er möglichst schnell wieder in den Alltag findet, sagt Mayer.

Text: Michi Jo Standl.

Bildquelle: © Christian Mayer, privat

Der Text ist erstmals im SANITÄTSHAUS AKTUELL Magazin – Ausgabe 2/2016 erschienen.