Immer mehr Menschen erkranken in Deutschland an chronisch entzündlichen Darmerkrankung (CED). Die Zahl der Patienten mit Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa liegt derzeit bei ca. 300.000. Jeder fünfte erhält die Diagnose bereits im Kindes- oder Jugendalter. Heute sind die Risiken schwerer Krankheitsverläufe bekannt, eine Erkrankung in jungen Alter gehört mit dazu. Wie eine auf den Patienten und den Krankheitsverlauf abgestimmte Therapie Risiken mindern kann, darüber informierte am heißesten Tag des Jahres das 17. Arzt-Patienten-Seminar der Vitalisklinik in Bad Hersfeld.
Nach der Diagnose Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa kann der Krankheitsverlauf ganz unterschiedlich sein. Bei fast der Hälfte der Patienten verursacht die Erkrankung über lange Zeit keine wesentlichen Beschwerden, alle anderen sind unterschiedlich stark von der Darmerkrankung betroffen. Aber für alle gilt: modernes Patienten-Therapie-Management bei CED setzt den Einsatz des richtigen Medikamentes zum richtigen Zeitpunkt und in der richtigen Dosierung voraus.
Während es noch vor einigen Jahren in erster Linie darum ging Laborwerte und Symptome der Erkrankung zu verbessern, richten die Ärzte ihren Fokus heute verstärkt auf die Heilung der Darmschleimhaut. Ziel ist eine „Deep remission“. Gemeint ist damit das Erreichen einer entzündungsfreien Ruhephase, bei der auch in einer Darmspiegelungen keine Entzündungen mehr erkennbar sind.
Ziel der medikamentösen Behandlung ist damit das Stoppen der Darmentzündung und das Verhindern langfristiger struktureller Veränderungen wie Fisteln, Abszesse und Neoplasien. Dabei lassen sich komplikative Krakheitsverläufe heute gut vorhersagen und die Therapie kann gezielt ausgerichtet werden. Dabei kommen heute auch immunsuppressiv wirkende Medikamente viel früher zum Einsatz.
Erkennbare Risiken für einen schwierigen Krankheitsverlauf sind z.B. die Früherkennung im jugendlichen Alter, der gleichzeitige Befall von Dünn- und Dickdarm beim ersten Auftreten der Erkrankung, perianale Komplikationen wie Fisteln und/oder Abszesse, gleich zu Therapiebeginn notwendiger Einsatz von Steroiden.
Mit der individualisierten Therapie beschäftigten sich dann auch gleich drei Vorträge des Arzt-Patienten-Seminars: Privat-Dozentin Irina Blumenstein aus dem Universitätsklinikum Frankfurt gab Antworten auf die Frage "Antikörper bei CED - wohin geht die Reise?", Dr. Hermann Schulze aus dem medizinischen Versorgungszentrum Frankfurt ging der Frage nach "Welche Therapien beim chronisch aktiven Verlauf, wann und wie lange?" und Herrn Prof. Jürgen Stein aus dem Crohn-Colitis-Zentrum Rhein-Main referierte über die individuelle Therapiesteuerung und -kontrolle bei CED. In einem weiteren Vortrag widmete sich Prof. Dr. Klaus-Michael Keller von der DKD Wiesbaden der Erkrankung im Kindes- und Jugendalter.
Das 17. Arzt-Patienten-Seminar der Vitalisklinik in Bad Hersfeld war gut besucht und in dem klimatisierten Vortragsraum bemerkte man von sommerlichen Hitze kaum etwas. Eine gelungene und sehr informative Veranstaltung, der hoffentlich noch viele weitere folgen werden.