Zweiter Teil unserer Serie “Stoma in Bildern”
„Zuerst fühlte ich nur ein dumpfes Streichen auf der Operationsnarbe, dann wurde die Berührung immer intensiver. All die schmerzliche Erinnerung, all das Leid, das mein Bauch erfahren hatte, wurde regelrecht übermalt!“
Was war passiert? Anja* kommt gut klar mit ihrer Erkrankung und ihrem Stoma. Trotzdem ist sie völlig gebannt von dem, was sie gerade erlebte. Sie ist eine von drei Betroffenen, die mit Bodypainting ihren Bauch bemalen ließen.
Stoma & Bodypainting
Als Norbert Schöttler am Universitätsklinikum Münster für seine Abschlussarbeit in der Weiterbildung zum Pflegeexperten Stoma, Wunde und Inkontinenz auf Themensuche war, schlug ihm die international bekannte Stomatherapeutin Christel Ravenschlag († 2010) das Thema Stoma und Bodypainting vor. Sie stellte die Frage, kann Bodypainting die Akzeptanz des eigenen Stomas unterstützen? Aus heutiger Sicht muss man diese Frage eindeutig mit „Ja“ beantworten.Je länger sich Norbert Schöttler mit dem Thema beschäftigte, um so mehr begeisterte ihn die Idee: „Mein Ansatz ist, durch Bodypainting negative Körpergefühle in positive zu verändern“. Negative Gefühle, die sich durch Krankheit und Operationen regelrecht eingebrannt haben.
Als Partnerin für sein Projekt konnte er Heike Montreal gewinnen. Die freiberuflich tätige Heilpädagogin, Kinderkrankenschwester und Künstlerin hatt bereits Erfahrung im therapeutischen Einsatz von Bodypainting. Das Thema Stoma war aber auch für sie absolutes Neuland.
"Reaktionen, die wir so nicht erwartet haben"
Und dann ist es soweit, zum ersten Mal trifft man sich mit einem Probanden. Der Bauch als Leinwand. Unter dem Pinsel verschwinden Narben hinter farbenfrohen Motiven. Nach und nach verwandelt sich die gesamte Fläche in ein lebensbejahendes Bild, bis selbst der Stomabeutel mit dem Körper zu einer Einheit verschmilzt. Ein ganz neues, einfach herrliches Bauchgefühl.
Schade, dass diese Kunstwerke nicht ewig halten. Zur Erinnerung erhielten alle drei Probanden am Ende des Projekts ein Fotoalbum, in dem dieses besondere Erlebnis Schritt für Schritt festgehalten wurde.
Sie wollen weiter machen, darin sind sich Norbert Schöttler und Heike Montreal einig. Unter dem Namen „Stomakunterbunt“ möchten sie ihre Bodypainting-Arbeit unter anderem auch in Selbsthilfegruppen vorstellen. Mehr zu Stomakunterbunt erfahren sie auf der Internetseite www.bodypainting-montreal.de [2] und über unser Redaktionsteam.
*Anja-Ursula Dillmann ist Stomaträgerin und Autorin des Buches Stoma – na und? [3]. Sie unterstützte als eine von drei Probanden das Projekt.
Zur Serie: Ein Stoma ist nichts, für das man sich schämen müsste – in mehreren Artikeln stellen wir Projekte von Betroffenen, Pflegeexperten und Herstellerunternehmen vor, die Stomaträgern mit Unterstützung durch Bilder und Kunst Mut machen.