In den vergangenen Monaten haben wir unseren Alltag an Corona angepasst und viel über das Virus gelernt. Heute wissen wir, dass ein Stoma alleine kein Auslöser für ein höheres Infektionsrisiko oder einen schweren Krankheitsverlauf ist. Doch vor allem während Therapien die das Immunsystem beeinflussen oder bei einer Mangelernährung steigt auch für Stomaträger*innen das Risiko einer COVID-19-Erkrankung.

Abbildung: Virus-Zellen in mikroskopischer Ansicht (3D-Rendering)einer Virus-Zelle im Mikroskop

Ab wann uns eine Impfung oder ein Medikament vor einer Coronavirus-Infektion oder einem schweren Krankheitsverlauf schützen werden, das wissen wir heute noch nicht. Wir müssen damit rechnen, noch eine ganze Weile mit dem Virus zu leben. Stomaträger*innen sollten sich deshalb wie alle anderen Menschen auch weiter an die AHA-Regeln halten (Abstand halten, Hände waschen, Alltagsmaske tragen). Aber natürlich haben jeder Stomaträger und jede Stomaträgerin auch eine eigene Geschichte, die unter Umständen ein höheres Risiko bedeutet.

Corona & CED

Menschen mit einer chronisch entzündlichen Darmerkrankungen (= CED) wie Morbus Crohn erhalten bei einem schweren Krankheitsverlauf oft einen künstlichen Darmausgang. Sie sollten ganz besonders dann auf die empfohlenen Schutzmaßnahmen achten, wenn sie nach der Stomaanlage weiter eine immunsuppressive Therapie benötigen. Doch auch wenn für sie das Risiko einer Virus-Infektion allgemein höher ist, bedeutet das nicht zwangsläufig einen schweren Krankheitsverlauf im Falle einer COVID-19-Erkrankung.

Corona & Krebs

Ein höheres Risiko haben dagegen Stomaträger*innen mit einer Krebserkrankung. Während einer laufenden Krebsbehandlung, wie zum Beispiel einer Chemo- oder Strahlentherapie, erleben sie im Falle einer COVID-19-Infektion oft einen schwereren Krankheitsverlauf.

Dennoch ist dies in aller Regel kein Grund eine notwendige Krebstherapie zu verschieben. Bei den meisten akut an Krebs erkrankten Menschen steht der Nutzen einer Krebstherapie über dem Risiko einer möglichen Infektion mit dem Coronavirus. Je nach Schweregrad der Krebserkrankung kann eine Therapie-Verschiebung, und sei es nur um wenige Wochen, die Lebenserwartung verkürzen.

Situationerhöhtes COIVID-19-Infektionsrisiko?erhöhtes Risiko für einen schweren COVID-19 Krankheitsverlauf?
Anlage eines Colo-, Ileo oder Uro-Stomaneinnein
Stoma bei CEDja, während immunsuppressiver Therapienein, kein erhöhtes Risiko für einen schweren Verlauf
Stoma bei Krebsja, während einer laufenden Krebstherapie, z.B. Chemo- oder Strahlentherapieja, während einer laufenden Krebstherapie, z.B. Chemo- oder Strahlentherapie
Stoma und Mangelernährungjaja

Corona & Mangelernährung

Einige Stomaträger*innen haben aufgrund ihrer Vorerkrankung oder eines Kurzdarmsyndroms mit Ernährungsdefiziten zu kämpfen. Sie können ihren Kalorienbedarf nur schwer decken oder benötigen zusätzliche Unterstützung über Infusionen oder Sonden. Auch in diesen Situationen ist die Immunabwehr häufig geschwächt. Das Risiko einer COVID-19-Infektion und insbesondere eines schweren Krankheitsverlaufs ist auch für sie erhöht.

Corona & Hilfsmittelversorgung

Eine positive Erfahrung haben wir während des ersten Lockdowns im Frühjahr gemacht: die Hilfsmittel-Versorgung für Stomaträger*innen funktioniert zuverlässig. Gab es während dieser Zeit vereinzelt Versorgungsprobleme, dann lag es nicht an befürchteten Produktions-Engpässen oder unterbrochenen Lieferketten.

Allerdings wurden die persönlichen Kontakte zwischen Therapeuten*innen und Stomaträger*innen stark reduziert, notwendige Besuche zu Hause wurden stark eingeschränkt. Kontakt wurde vor allem telefonisch gehalten, neue digitale Angebote wie Online-Chats waren in der Praxis noch keine wirkliche Alternative. Aber auch hier haben alle Beteiligten dazugelernt, während des jetzt gestarteten zweiten Lockdowns erwarten wir hier allerdings weit weniger Einschränkungen.

Corona & Selbsthilfe

Für die Selbsthilfe ist Corona eine gro0e Herausforderung. Wie soll der Bedarf an Information und Erfahrungsaustausch in Zeiten gedeckt werden, in denen persönliche Gespräche, Selbsthilfegruppentreffen, Veranstaltungen oder Besuche in Kliniken nicht möglich sind? Selbsthilfe findet derzeit vor allem im Internet und telefonisch statt.

Auch die Stoma-Welt beteiligt sich im Moment an keinen Events und Präsenzveranstaltungen, sofern diese überhaupt stattfinden. Ebenso treffen sich seit April keine Selbsthilfegruppen mehr. Nutzt für den Erfahrungsaustausch aber gerne weiter das Stoma-Forum oder unsere facebook-Gruppe. Und auch unser Beratungstelefon ist wie gewohnt besetzt und für euch erreichbar. Gerne auch für Fragen zu Stoma & Corona.

Bleibt gesund!

Quellen:

Coronavirus SARS-CoV-2 – Informationen für Menschen mit CED, DCCV e.V., abgerufen am 8.11.2020 19:00 Uhr

Corona und Krebs: Antworten auf häufig gestellte Fragen, Krebsinformationsdienst, abgerufen am 8.11.2020 19:00 Uhr

ESPEN expert statements and practical guidance for nutritional management of individuals with SARS-CoV-2 infection, ScienceDirect.com abgerufen am 8.11.2020 19:00 Uhr

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