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Versicherte der KKH, die neben einer Stomaversorgung zusätzlich auf Hilfsmittel zur Harnableitung angewiesen sind, könnten bald einen neuen Versorger vor die Nase gesetzt bekommen. Die Krankenkasse hat die Versorgung mit ableitenden Inkontinenzhilfen ausgeschrieben. "Gewinner" ist der billigsten Anbieter.

Zum Glück wurden die meisten Krankenkassen von der "Ausschreiberitis" schnell geheilt. Nachdem Ausschreibungen in 2007 zunächst zur Pflicht werden sollten, besserte der Gesetzgeber schnell nach und machte sie 2008 zur Option. Für zum Verbrauch bestimmte Hilfsmittel wie Stoma- und Inkontinenz-Versorgungen standen die Ausschreibungsverfahren von Anfang an hart in der Kritik. Trotzdem versuchten sich einzelne Krankenkassen darin, mit ernüchterndem Ergebnis. Der Vertragspartner mit dem niedrigsten Preisangebot bietet eben nicht zwangsläufig eine gute Qualität in Produkt und Service. Besonders hart bekamen das in den letzten Jahren Betroffene zu spüren, die auf aufsaugende Inkontinenz-Hilfsmittel wie Windeln angewiesen sind. Sie wurden plötzlich nicht mehr mit dem gewohnten Produkt beliefert, sondern mit qualitativ deutlich schlechteren Inkontinenz-Versorgungen, sie kämpften mit überlangen Lieferzeiten und unerreichbaren Kunden-Hotlines.

Abbildung: KKH Gesundheitskarte

Trotz aller negativer Erfahrung in der Vergangenheit, für einige Hilfsmittel-Abteilungen scheint die Ausschreibung der Inkontinenz- und Stoma-Versorgung noch immer eine vielversprechende Option zu sein. Aktuell ist es die KKH (Kaufmännische Krankenkasse, Hannover) mit einer Ausschreibung zur ableitende Harninkontinenz, also z.B. der Versorgung mit Urinal-Kondomen, Beinbeuteln oder ISK-Einmalkathetern. Davon betroffen sind auch Stomaträger, Nachtbeutel für die Ableitung beim Urostoma fallen ebenfalls in die Ausschreibung.

Kunden der KKH müssen sich demnächst wohl mit zwei Versorgern auseinander setzen, einem für die Stomaversorgung und mit einem weiteren für die ableitenden Inkontinenz-Hilfen. Ob die gewohnten Produkte geliefert werden ist ebenfalls unsicher. Wie die Erfahrung zeigt ist es durchaus möglich, dass der neue Versorger zunächst eine preisgünstige Standard-Versorgung liefert. Passt diese aber nicht zur individuellen Situation des Betroffenen, hält ein Urinal-Kondom nicht zuverlässig dicht oder macht ein Einmalkatheter Probleme in der Handhabung, entstehen schnell Hautentzündungen, Harnwegsinfekte und andere Komplikationen, deren Behandlung wiederum Kosten verursachen. So wird die erreichte Einsparung auch für die Krankenkassen schnell zum Nullsummenspiel.

Das Blöde ist, als Betroffener kommt man aus der Nummer nicht so einfach heraus. Hat sich die Krankenkasse über eine Ausschreibung an einen neuen Versorger gebunden, darf dieser die Versicherten exklusiv beliefern. Wer auf eine "höherwertige" Versorgung besteht muss aus der eigenen Tasche draufzahlen. Im Ernstfall bleibt dann nur der Kassen-Wechsel, wovor sich viele Betroffene aber noch immer scheuen.

Nicht mal mehr Saturn glaubt an "Geiz ist geil". Trotzdem, wie die KKH zeigt sind Ausschreibungen noch immer nicht vom Tisch. Und so lange werden wir auch weiter auf die negativen Folgen hinweisen. Denn egal ob als Inkontinenz-Betroffener und/oder Stomaträger: für eine gute Lebensqualität benötigen wir alle das individuell passende Hilfsmittel. Und eben nicht das billigste.

Quelle: KKH - Versorgung der Versicherten mit aufsaugenden Inkontinenzhilfen u. Krankenunterlagen in der Häuslichkeit (PG 15 und PG 19 nach Hilfsmittelverzeichnis), http://ausschreibungen-deutschland.de/18832_Versorgung_der_Versicherten_mit_aufsaugenden_Inkontinenzhilfen_u_Krankenunterlagen_in_der_2011_Hannover [1], abgerufen am 07.03.2014 um 15:00 Uhr;

Pressemitteilung der FgSKW e.V., http://www.fgskw.org/files/pressemitteilung_kkh_wwd.pdf [2], abgerufen am 07.03.2015 um 15:00 Uhr

Bildquelle: KKH Presse-Bilmaterial