Unter dem Namen SIEWA Coloplast Homecare wird die HSC und ihre Med- Gesellschaften als neuer Geschäftsbereich in die Coloplast GmbH eingegliedert. Das gab der Hersteller von Stomaprodukten jetzt in einer Pressemitteilung bekannt. Damit wird Coloplast zum ersten Hersteller in Deutschland, der auch direkt in der Versorgung von Stomaträgern tätig wird.
Die Integration der HSC/Med in der Coloplast GmbH kommt für Beobachter nicht überraschend. Bereits in Jahr 2004 wurde die HSC Home Supply+Care Beteiligungs GmbH von Coloplast gekauft und gehört seitdem zu den bevorzugten Partnern des Herstellers. Der Homecare-Versorger betreut mit seinen regionalen Med-Gesellschaften Stomaträger in ganz Deutschland.
Mit der neuen SIEWA Coloplast Homecare reagiert Coloplast auf die "[...] Herausforderungen des sich wandelnden Gesundheitsmarktes", so Finn Kettler, Geschäftsführer der Coloplast GmbH. Tatsächlich agiert das Unternehmen damit zukünftig nicht mehr nur als Hersteller für Stomaprodukte und weitere medizinische Hilfsmittel, sondern ist auch direkt in der Versorgung der Stomaträger zu Hause und in Kliniken tätig. Beste Voraussetzung um in dem seit dem 1. April 2007 geöffneten Hilfsmittelmarkt agieren und direkt auf Hilfsmittelausschreibungen und Vertragsabsichten der Krankenkassen reagieren zu können.
Ausschlaggebend für den Zusammenschluss zum jetzigen Zeitpunkt dürfte allerdings der Verlust von rund der Hälfte der HSC-Mitarbeiter sein. Vor allem das gezielte Abwerben durch den Konkurrenten Sanlog machte der HSC/Med in den vergangenen Monaten schwer zu schaffen. Denn mit den Stomafachkräften gehen nicht nur Mitabeiter, sondern auch Kunden. Fühlt man sich als Stomaträger/-in gut betreut, wechselt man nicht gerne zu einem fremden Ansprechpartner. Warum auch, wenn einem ein vergleichbarer oder vielleicht sogar besserer Service versprochen wird?
Selbst ein gerichtliches Vorgehen gegen Sanlog konnte nicht verhindern, dass die HSC/Med beachtliche Verluste in Kauf nehmen musste. Die Abwerbung der eigenen Mitarbeitern löst nach Angaben des Unternehmens einen Umsatzeinbruch zwischen 20- 34 Mio Euro aus.
Auch in Zukunft verspricht der HSC/Med-Nachfolger Produkte aller marktüblichen Hersteller zur Verfügung zu stellen. Allerdings kann man sich an drei Fingern abzählen, welche Produkte SIEWA-Kunden künftig zuerst angeboten werden. Mit den Produkten aus dem eigenen Haus lässt sich sicherlich der beste Verdienst erzielen. Wie problematisch allerdings die Einschränkung der Stomaversorgung auf die Produkte eines einzelnen Herstellers sein kann, wissen viele Stomaträger/-innen aus ihrer Anfangszeit nur zu gut. Oft ist es unumgänglich Produkte verschiedener Hersteller zu testen um die Versorgung zu finden, mit der trotz Stoma eine sehr gute Lebensqualität erreicht werden kann.
Auch die Streitigkeiten zwischen HSC/Med und Sanlog werfen kein gutes Licht auf die in der Stomaversorgung tätigen Homecare-Unternehmen. Vertrauen ist für Stomaträger/-innen enorm wichtig. Und das gilt nicht nur für die Qualität der Stomaversorgungsartikel, sondern auch für das Vertrauen in die persönlichen Betreuung und in die Zuverlässigkeit bei der Lieferung der Produkte. Schlimm genug wenn nach der Öffnung des Hilfsmittelmarktes durch das GKV-WSG viele kleine Sanitätshäuser aus dem Markt gedrängt werden und Stomaträger/-innen gezwungen sind ihre Ansprechpartner zu wechseln. Wenn zusätzlich noch einzelne Homecare-Versorger mit unfairen Mitteln um Kunden schachern, trägt das zum Vertrauen in keinster Weise bei.